Betreff
Antrag "ZIN 19"
Weitere Umrüstung der Straßen- und zusätzlichen Objektbeleuchtung bezüglich Rücksichtnahme auf Belange von Insekten
Vorlage
2020/B/3390
Art
Beschlussvorlage

Die Umrüstung der Straßenbeleuchtung in der Gemeinde Wadersloh wird, wie am 09.03.2020 im Bau-, Planungs- und Strukturausschuss beschlossen, weiter durchgeführt.

 

Der Antrag der Gruppe „ZIN19“ wird abgelehnt.

Mit Datum vom 24.07.2020 hat die Gruppe „ZIN19“ einen Antrag auf Rücksichtnahme der Belange der Insekten bei der weiteren Umrüstung der Straßen- und zusätzlichen Objektbeleuchtung gestellt. Die Gruppe „ZIN19“ beantragt den Einsatz von Leuchtmitteln ohne Blauanteil mit ca. 1.800 K zum Schutz der Insekten. Hierdurch solle das Insektensterben deutlich reduziert werden.

 

Der Antrag wurde vom Hauptausschuss am 23.09.2020 an den zuständigen Ausschuss für Umwelt, Energie und Landschaft verwiesen und wird nun in der Sitzung inhaltlich beraten.

 

Im Folgenden werden die unterschiedlich zu betrachtenden Aspekte erörtert:

 

Neben möglichst hoher Umweltverträglichkeit und somit unter anderem zum Schutz der Insekten ist die Gemeinde Wadersloh in der Pflicht, eine möglichst hohe Verkehrssicherung für alle Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Anders als z.B. im Bundesland Bayern gibt es in Nordrhein-Westfalen zwar keine gesetzliche Regelung zum Abstand von Straßenleuchten, jedoch werden seit Jahren in jeder Ausbauplanung eines Baugebietes die Leuchtenstandorte bereits vorab festgelegt.

Hier wird auf die DIN Norm EN 13201 zurückgegriffen, in der u.a. Beleuchtungsklassen und
-abstände geregelt sind. Insofern ist die Straßenbeleuchtung ein wichtiger Baustein, ebenso wie der Ausbau eines Bürgersteiges oder Radweges und dient vor allem der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger.

 

Unter dem Aspekt „mindestens gleiche Sicherheit erhalten und trotzdem etwas für die Umwelt leisten“ wurde im BPA vom 09.03.2020 einstimmig beschlossen, weiter sukzessive die Umstellung der herkömmlichen Straßenbeleuchtung auf LED-Retrofit-Röhren durchzuführen. Diese Maßnahme wurde in den Jahren 2018 und 2019 begonnen und in 2020 im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel weitergeführt. Die gesamte Umrüstung des Altbestandes soll in 2022 abgeschlossen sein.

 

Die Gruppe „ZIN19“ führt an, dass die Farbe des Lichts ein wichtiges Merkmal für die Orientierung der Insekten sei. Es muss jedoch zwingend beachtet werden, dass die für die Insekten schädlichen Blauanteile dem menschlichen Auge helfen, Gegenstände besser zu erkennen. Auch sind z.B. die Module der Twin-Leuchten (grundsätzlich immer mit LED Leuchtmittel, 4.000 K), die in den vergangenen Jahren in den neuen Baugebieten und bei Modernisierungsmaßnahmen verwendet wurden, so verschlossen, dass Insekten nicht eindringen können. Des Weiteren strahlen diese Leuchten fokussierend auf die Gehwege bzw. Straße. Der Effekt, dass Streulicht Insekten anzieht, wird damit weitgehend vermieden.

 

Zu beachten ist, dass insbesondere Natrium-Hochdrucklampen gelbes Licht abstrahlen, auch mit relativ hoher und ungewünschter Streuwirkung. Diese (veralteten) Leuchtmittel wurden und werden in der Gemeinde Wadersloh seit dem Jahr 2018 sukzessive ausgetauscht. Nach Informationen der Fördergemeinschaft „Gutes Licht“ locken diese Leuchtmittel durchschnittlich 170 Insekten/Nacht an. 

 

Die neuen, in der Gemeinde Wadersloh nun eingesetzten LED Retrofit Leuchtmittel mit 4.000 K und einer Leuchtkraft von 150 Lumen locken, laut oben genanntem Bericht, im Durchschnitt maximal 60 Insekten pro Nacht an.

 

Die von der Gruppe „ZIN19“ vorgeschlagenen Leuchtmittel mit 1.800 K würden eine Leuchtkraft von 70 Lumen (auch Amberfarben genannt) aufweisen. Zuverlässige Studien zur Insektenwirkung liegen dazu noch nicht vor. Die Verwaltung weist darauf hin, dass Leuchtmittel mit 1.800 K aktuell nicht in die vorhandenen Leuchtköpfe eingebaut werden können.

 

Die Gruppe „ZIN19“ bezieht sich in ihrem Antrag auf eine Ermittlung für die Stadt Gütersloh, dass dort an „10.600 Laternen ca. 94 Tonnen Insekten jährlich den Tod finden“. Richtig ist, dass im vergangenen Jahr eine Bewohnerin aus Gütersloh eine Petition beim Europäischen Parlament eingereicht hat, die im Februar 2020 zugelassen wurde. Die Europäische Kommission berät nun, nach Beschluss des Petitionsausschusses, über den Insektenschutz in der Straßenbeleuchtung. Mit einem Abschluss des Verfahrens und einheitlichen Richtlinien wird frühestens Ende 2021 gerechnet.

 

Abschließend ist die Abwägung zu treffen zwischen Insekten, die von Leuchtmitteln angelockt werden und der für die Verkehrssicherheit der Menschen erforderlichen Lumenzahl.

 

Die Verwaltung schlägt nach intensiver Abwägung vor, die Umrüstung auf LED Leuchtmittel, wie in 2020 beschlossen, weiter zu verfolgen.

Anlage:

Antrag der Gruppe „ZIN 19“ v. 24.07.2020